Seit einer Woche ist Marcel Thiele, von allen nur Marci genannt, nun Hockey-Jugend-Trainer im Klipper und fing damit nach gut 11 Jahren wieder in seiner alten Heimat Klipper an. Der 45-jährige ist ein engagierter und fachkompetenter Trainer, den wir auch dank der Unterstützung des SUP-Clubs für den Klipper gewinnen konnten.
Klipper: Du kommst vom Klipper und bist Anfang der 2000er nach Bonn gewechselt. Die letzten Jahre hast Du als Jugendkoordinator beim Großflottbeker THGC ein erfolgreiches Jugendkonzept entwickelt. Dort warst du mit Deinem Konzept sehr erfolgreich. Was hast Du in deinen ersten Tagen als Coach am Klipper so erlebt? Was für ein Gefühl war es, wieder hier zu sein?
Marci: Es war ein bisschen wie nach Hause kommen. Ich bin ja praktisch auf dem Wall vor dem Rasenplatz groß geworden. Meine Eltern und Großeltern haben bei Klipper Bundesliga gespielt. Die Anlage habe ich ja durch die Spiele auch immer mal wiedergesehen und auch einige Gesichter waren mir noch bekannt, aber es gibt eben auch viele neue Gesichter. Im Prinzip habe ich eine komplette Jugend übersprungen durch meine 11 Jahre Abwesenheit. Im Moment verschaffe ich mir gerade im Jugendbereich – und hier besonders bei den Mädchen – einen Überblick. Vergleiche die Trainingsstile und plane, mit den Trainern Ideen auszutauschen zwecks Optimierung.
Klipper: Warum ist Klipper der perfekte Klub zur richtigen Zeit für Dich?
Marci: Ich bin in den letzten Jahren mit Klipper in Verbindung geblieben. Das Angebot vom Klipper kam dann einfach zur richtigen Zeit. In Flottbek hatte ich die Ziele, dich ich mir gesetzt hatte erreicht. Ich bin u.a. zwei Mal deutscher Meister geworden. Im Klipper habe ich die Chance gesehen, meinen Trainingsstil – ich bezeichne es als techniklastiges Offensiv-Hockey – gewinnbringend einbringen zu können.
Klipper: Erzähl uns ein bisschen über Deine Trainervergangenheit. Erfolge, Misserfolge und Besonderheiten.
Marci: Mit 14 Jahren habe ich im Klipper angefangen die C-Mädchen neben der Schule zu trainieren. Dann kamen Studium und Ausbildung, neue Mannschaften und weitere Trainerscheine bis zur A-Lizenz. Viele Jahre bin ich dem Klipper treu geblieben. Das ist auch für mich wichtig, denn ich führe Mannschaften gern lange, weil meine Vorstellung vom Training eine langfristige Planung und Bindung an die Mannschaften beinhaltet. Als Trainer biete ich eine vielseitige, techniklastige Ausbildung, bei der die individuelle Ausbildung genauso wichtig ist, wie das Zusammenspiel der Mannschaft.
Klipper: Was waren Deine größten Erfolge als Trainer?
Marci: Mein größter Erfolg war die Konstanz, die ich bei Flottbek erreicht habe. Es geht mir immer darum, dass viele Mannschaften gut spielen und das habe ich mit der Einführung einer Spielphilosophie, die flächendeckend umgesetzt wurde, auch geschafft.
Klipper: Welche Erfolge haben Dich besonders gefreut?
Marci: Natürlich sind DM-Titel auch etwas Besonderes, aber ich freue mich auch über VL-Titel mit einer dritten Mannschaft. Ich versuche, aus jedem Einzelnen und jeder Mannschaft das Beste rauszuholen – mir ist das individuelle Voranbringen auch einzelner Spieler ebenso wichtig, wie das Voranbringen der ganzen Mannschaft.
Klipper: Du bist auch beim DHB aktiv. Welche Rolle hast Du dort und wen trainierst Du dort aktuell?
Marci: Ich bin zurzeit fester Co-Trainer bei der weiblichen U18. Und auch bei der Natio bin ich eher für die Technikübungen zuständig (auch wenn wir es dort eigentlich nicht so konkret aufgeteilt haben).
Klipper: Wie würdest Du deinen Trainingsstil beschreiben? Bzw. worauf legst du besonders viel Wert?
Marci: Mein Stil ist sehr individuell. Ich versuche, sehr breit und variabel auszubilden und dabei den Spielern Handwerkszeug mitzugeben, damit die SpielerInnnen auf dem Platz eigenständig Entscheidungen treffen und selbständig spielen können, ohne nur gelernte Spielzüge abzuarbeiten. Meine Trainings sind abwechslungsreich und flexibel, ich probiere immer neue Sachen aus, das Training muss einfach Spaß machen.
Klipper: Was macht dir am meisten Spaß beim Training?
Marci: Entwicklungsschritte der einzelnen SpielerInnen zu beobachten und wenn komplexere Techniken dann irgendwann ohne Probleme klappen und in den Spielen erfolgreich umgesetzt werden. Und besonders freut es mich, wenn die SpielerInnen Spaß an meinem Training haben.
Klipper: Wer hat deine Vorstellung von deinem Trainerstil am meisten geprägt?
Marci: Fachlich hat ganz klar Frank Hänel meinen Hockeystil geprägt. Ansonsten habe ich viel vom Fußball adaptiert. Als bekennender Barcelona-Fan wollte ich sehen, in wie weit man deren Konzept auch beim Hockey umsetzen kann und dadurch ein technisch hochwertiges Spielen ermöglicht.
Klipper: Was brauchst Du zum Jugendtraining mehr? Fachwissen oder Psychologie?
Marci: Das sollten wir geschlechterspezifisch aufteilen. Jungen brauchen einen Trainer mit viel Fachwissen, der aber auch alles umsetzen und vormachen kann, was von ihnen erwartet wird. Bei Mädchen steht deutlich die Psychologie im Vordergrund. Fachwissen ist auch wichtig, aber nachgelagert.
Klipper: Kannst Du in kurzen Worten dein geplantes Konzept für den Klipper beschreiben und kannst Du etwas von Deiner Erfahrung aus dem Flottbeker GHTHC bei uns einbringen?
Marci: In wie weit man mein Konzept für den Klipper adaptieren kann, muss man eruieren. Meine Trainingsphilosophie und wann ich welche Schwerpunkte setze, stehen auf jeden Fall fest.
Klipper: Was sind realistische Ziele für diese Saison?
Marci: Gibt es eine Saison? Solange nicht alle Bundesländer auch unter gleichen Bedingungen trainieren können, kann es aus meiner Sicht keine Saison geben, weil so alles wettbewerbsverzerrend ist.
Klipper: Wie sieht deine Zukunftsvision der Jugendmannschaften des Klipper aus? Gibt es schon eine, oder brauchst du noch etwas Zeit, um dich in die Mannschaften einzufinden?
Marci: Meine Vision sieht Klipper wieder ein schönes erfolgreiches Angriffshockey spielen. Dies ist aber ein langjähriger Prozess, der sich fortlaufend ausbilden wird.